Trauergeschichten

„Bei Trauer gibt es kein Schema F“

Katja Altmann ist ein Papa-Kind. Als ihr Vater im Februar 2022 stirbt, bricht für sie eine Welt zusammen. Bei TrostHelden findet sie Trost und Gehör.
Nadine und Katja haben sich eine Menge zu sagen, sie sind in einer ähnlichen Situation und menschlich auf einer Wellenlänge.
Foto: privat

Der Vater stirbt völlig unerwartet

Er ist nur 58 Jahre alt, als der Vater von Katja Altmann völlig unerwartet stirbt. Herz-Kreislaufversagen. Die 36-Jährige findet ihn tot in seinem Sessel. Eine Chance auf Wiederbelebung gibt es nicht. Katja kann es nicht fassen, dass ihr innig geliebter Vater nicht mehr lebt. Der Mann, mit dem sie so viele Gemeinsamkeiten hatte, dem sie vom Aussehen her so ähnelt. Der Mann, der ein Ruhepol für sie war, der Fels in der Brandung. Katja ist tief erschüttert und verzweifelt.

Ihre Mutter, zu der sie ein sehr enges Verhältnis hat, schlägt ihr vor, sich das Portal TrostHelden einmal anzuschauen. Katja folgt ihrem Rat.

„Wie steige ich in ein Gespräch mit einer TrostHeldin ein?“

„Ich habe zunächst ein paar Wochen kostenlos bei TrostHelden hineingeschnuppert, um ein Gefühl für dieses Angebot zu bekommen“, erzählt Katja. „Erst dann habe ich mich kostenpflichtig angemeldet.“ Der Grund für ihr Zögern: „Irgendwie habe ich mich nicht so richtig getraut, ich hatte viele Fragen: Wie wähle ich eine Trauerfreundschaft aus? Wie steige ich dann in ein Gespräch ein …?“

Es hat sofort Klick gemacht

Unnötige Sorgen, wie sich später herausstellen wird. Denn plötzlich geht alles ganz schnell. Katja wird selbst von einer TrostHeldin angeschrieben. Einer Frau mit einem ähnlichen Schicksalsschlag. Auch sie hatte ihren Vater viel zu früh verloren. „Als ich ihre Nachricht las, hat es sofort Klick gemacht“, berichtet Katja Altmann, die als Coachin und Trainerin arbeitet.

Zwei Menschen in einer Ausnahmesituation

Was machte dieses „Klick“ aus? „Ich habe mir das Profil von Nadine angeschaut und gemerkt, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben, die weit über den TrostHelden-Fragebogen hinausgehen. Schon ihre ersten Zeilen waren mir total sympathisch. Es war ganz klar: Auch sie befand sich in einer Ausnahmesituation. Ich habe ihr geantwortet und ganz ehrlich mitgeteilt, dass ich keine Ahnung habe, wie man einen solchen Austausch beginnt. Und mit dieser Bemerkung war das Eis schon gebrochen. Der Anfang unserer Trauerfreundschaft war gemacht.“

Zunächst schreiben sich Nadine und Katja fast täglich lange Nachrichten. Sie haben sich viel zu sagen, sind in einer ähnlichen Situation, fast gleichaltrig und menschlich auf einer Wellenlänge.

„Das hat einfach gut gepasst“

Deshalb entscheidet sich Katja auch, von sich aus keine weitere Person bei TrostHelden anzuschreiben. Nadine und sie – das hat einfach gut gepasst.

Was die beiden Frauen gleich fest vereinbaren: offen miteinander umzugehen. Und dazu gehörte auch, sich ehrlich zu sagen, wenn es gerade mal nicht passte, sich auszutauschen. Die Situation war schwierig genug für beide. „Da muss man sich ja nicht noch zusätzlich stressen, sondern nur das tun, was uns guttut. Da waren wir uns einig“, so Katja. „Ich möchte ohnehin nur Kontakt zu Personen haben, die mir guttun.“

Neue Perspektive für die eigene Trauer

Der Dialog mit ihrer Trauerfreundin hat ihre eigene Trauer verändert. „Der Kontakt mit Nadine hat mir einen Perspektivwechsel auf meine eigene Trauer ermöglicht. Und dieser Blickwinkel hat sich durchaus von dem unterschieden, den mir Freunde und die Familie gegeben haben. Es tut gut, sich auch mit einem Menschen auszutauschen, der einen noch nicht so genau kennt. Durch Nadine wurde mir zudem bewusst, dass es auch andere Leute gibt, die in genau der gleichen Situation stecken. Das ist einem ja oft gar nicht klar. Das tröstet. Was für mich deutlich geworden ist und mir Ruhe gegeben hat: Trauer ist nicht linear. Bei Trauer gibt es kein Schema F. Trauerarbeit ist so unglaublich unterschiedlich für jede einzelne Person, die einen Verlust erlebt“, sagt Katja. „Mit anderen Worten: Durch Nadine konnte ich meine eigene Trauer besser reflektieren.“

Beispiel Wut. „Auch ich war am Anfang wütend, wütend auf mich selbst. Aber die Wut hatte ich schon hinter mir, als ich mit Nadine in Kontakt kam. Ich konnte sie gut verstehen und ihr von meinen Erfahrungen erzählen“, ergänzt Katja.

Trauer ist wie eine Welle

War das Geben und Nehmen in ihrer Trauerfreundschaft ausgeglichen? Hat sie zum Beispiel Nadine häufiger unterstützt als umgekehrt, weil sie sich schon länger mit der Trauer um ihren Vater beschäftigt hatte? „Ich denke, es war durchaus ausgeglichen. Es gab Zeiten, da hat sie mir mehr geholfen und Impulse gegeben – und andersherum. „Trauer ist halt immer wie eine Welle: Sie kommt und geht.“

Ihre Trauerfreundschaft möchte sie nicht missen. Sie mag die große Offenheit, die zwischen beiden besteht. „Ich kann das Thema Trauer auch bei meinen Freunden ansprechen, die mich wirklich gut verstehen, wofür ich sehr dankbar bin. Aber ich möchte sie auch nicht ständig damit belästigen. Mittlerweile ist es sogar so, dass ich mich mit meinen Freunden ablenken und über andere Sachen reden möchte. Weil ich mich nicht dauerhaft mit meiner Trauer beschäftigen möchte. Man ist ja sonst wie in einer Blase. Und ich habe ohnehin schon genug mit dem Thema zu tun.“

Überzeugendes Angebot

Von TrostHelden ist sie komplett überzeugt „Ich war erstaunt, als ich mir die Trauerfreund:innen-Vorschläge angesehen habe, die mir TrostHelden gemacht hat, wie viele Menschen es doch gibt, die auch ihren Papa vor der Zeit verloren haben. Ich kann nur eines sagen: Das Angebot von TrostHelden ist eine großartige Sache.

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