Trauergeschichten

„TrostHelden ist eine richtig gute Idee“

Andreas Börnicke hat sich einsam und alleine gefühlt, als die Liebe seines Lebens stirbt. Beim Trauerforum TrostHelden hat er Freunde zum Trauern gefunden.
Tröstende Geschichte über den Tod: Andreas Börnicke erlebt nach dem Tod seines geliebten Mannes auch wieder glückliche Momente.
Foto: privat

Sich plötzlich alleine gelassen fühlen

Andreas Börnicke hat den Worst Case erlebt. Sein Mann starb nach 31 Jahren gemeinsamen Jahren im Dezember 2020 an Krebs. Für den gebürtigen Potsdamer Andreas brach eine Welt zusammen. Wie der 55-Jährige mit dem Verlust seines Partners umgegangen ist und welche Rolle TrostHelden dabei spielt, erzählt er hier.

Andreas Börnicke ist Pflegefachmann. Seit 20 Jahren lebt er in der Schweiz, er arbeitet für eine gemeinnützige Stiftung. Durch seine Arbeit hatte er stets auch Bezug zum Thema Tod und Sterben. Doch als sein Mann Jan-Marco stirbt, beginnt für ihn eine sehr schwere Zeit. „Es war gruselig, einfach schlimm, wir hatten eine sehr symbiotische Beziehung“, sagt er. „Jan-Marco ist die Liebe meines Lebens.“

Zwar kann Andreas nach der Diagnose seinen Mann zuhause pflegen, bis er in seinen Armen stirbt. „Das habe ich als Geschenk empfunden. Doch sein Tod und der Verlust waren für mich ein Drama“, beschreibt Andreas die traurige Situation.

Austausch auf Augenhöhe

Seine Firma hat Verständnis für seine Lage, stellt ihn zwei Monate lang von der Arbeit frei.  Er kann zu Hause bleiben – mit all seiner Trauer, seinen Ängsten. Doch schon bald merkt er: Er braucht jemanden, mit dem er sprechen kann. Er postet ein sehr schönes Foto zur Erinnerung an seinen Mann auf Facebook. Und bekommt über die dortige Community den Tipp, sich das Portal trosthelden.de anzuschauen, die Online-Vermittlung für Trauerfreundschaften. Er folgt dem Rat – und findet sehr schnell intensive Trauerfreundschaften.

Kontakt zu Menschen mit gleichem Schicksalsschlag

Nach Beginn der Corona-Pandemie hatten Trauergruppen nicht stattgefunden. Das war also keine Option für Andreas, seine Trauer zu bearbeiten. „Bei TrostHelden habe ich binnen zwei bis drei Wochen äußerst interessante Kontaktvorschläge zu Trauernden in ähnlicher Situation erhalten“, so Andreas.

„TrostHelden hat mir als Trauerfreundinnen zwei Frauen vorgeschlagen. Beide hatten ebenfalls ihren Partner an Krebs verloren. Wir saßen im gleichen Boot.“ Der Kontakt zu einer der beiden Damen intensiviert sich rasch. Schon nach wenigen Tagen telefonieren die beiden miteinander. Sofort ist klar: Sie können sich zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen. Bald sprechen sie täglich, reden sich zwei Stunden lang den Kummer von der Seele.

Diese komplette Hoffnungslosigkeit

„Wir hatten sehr viele gute Gespräche. Weil wir in einer ähnlichen Situation waren, konnte jeder die Trauer und die Not des anderen voll und ganz nachvollziehen. Diese komplette Hoffnungslosigkeit, diese Angst, es einfach nicht zu schaffen. Dieses Gefühl, komplett am Boden zu sein.“

Dieser Kontakt war äußerst intensiv. „Das war auch deshalb so wertvoll, weil ein Teil der Familie und der Freundeskreis mich anfangs sehr, sehr gut unterstützt hat. Doch nach zwei bis drei Monaten kehrte jeder von ihnen dann doch wieder zurück in sein normales Leben“, so Andreas.

„Es war überlebensnotwendig, diese Trauerfreundin zu haben“

Er hingegen befand sich noch immer in einem absoluten Ausnahmezustand. Er verabredet sich sogar zu persönlichen Treffen mit seiner Trauerfreundin. Da er in Luzern, sie in der Nähe von Basel wohnte, war das kein Problem.

„Das war alles sehr hilfreich. Es war überlebensnotwendig, sie zu haben. „Zu der zweiten Trauerfreundin, die mir TrostHelden vorgeschlagen hat, hatte und habe ich noch heute guten Kontakt“, berichtet Andreas.

  • Als sein Mann stirbt, bricht für Andreas eine Welt zusammen.
  • Bei TrostHelden findet er sehr schnell intensive Trauerfreundschaften.
  • "Es war überlebensnotwendig, diese Trauerfreundin zu haben."
  • "Ich habe TrostHelden schon mehrfach weiterempfohlen."

Was hat ihm bei der Bewältigung dieser Lebenskrise geholfen?

Nach zwei Monaten kehrt Andreas in den Beruf – schrittweise auch in sein normales Leben zurück. Was hat ihm rückblinkend am meisten geholfen? „Ich würde sagen: ein Drittel der Beruf, ein Drittel Freunde und Familie und ein Drittel TrostHelden“, erläutert Andreas. „Ich schätze den Ansatz von TrostHelden sehr und habe das Portal schon mehrfach weiterempfohlen. TrostHelden ist eine richtig gute Idee.“

„Man rettet sich grundsätzlich immer selbst“

Verbindung zu seiner ersten Trauerfreundin hat er heute nicht mehr, die beiden haben sich auseinanderentwickelt. „Ich bin dennoch sehr dankbar für diesen Kontakt in der ersten schweren Zeit. Was aber auch wichtig ist: Kein Trauernder sollte die Eigenverantwortlichkeit vergessen. Pflegt eure eigenen Beziehungen, verfolgt eure Ziele. Man rettet sich grundsätzlich immer selbst.“

Der Tod eines geliebten Menschen kann für Betroffene ein existentielles Ereignis, eine lebensbedrohliche Krise, den Weltuntergang bedeuten. Ein kleiner Trost mag sein: Die Trauer verändert sich mit der Zeit. Andreas sagt: „Man wird mit der Zeit etwas weniger dünnhäutig. Heute kann ich manchmal lächeln, wenn ich an meinen verstorbenen Mann denke und empfinde auch wieder glückliche Momente.“

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