Selbsttötung & Trauer

Suizid und die Trauer der Angehörigen

Jeden Tag begehen mehr als 25 Menschen in Deutschland Suizid. Doch das Thema wird totgeschwiegen. Die Trauer der Angehörigen bei Suizid ist enorm.
 Verdrängte Problematik: Die Trauer der Angehörigen bei Suizid wird völlig unterschätzt.
Verdrängte Problematik: Die Trauer der Angehörigen bei Suizid wird völlig unterschätzt.
Foto: AdobeStock_mark_hubskyi

Suizid: Die Trauer der Angehörigen

Jedes Jahr im September ist Welttag der Suizid-Prävention. Es ist auch ein Tag der Trauer, um an die Menschen zu denken, die durch Selbsttötung aus dem Leben schieden. Und an die Trauer der Angehörigen, die jemanden Nahestehenden durch Suizid verloren haben.

Es sind erschreckende Zahlen. Durch Suizid sterben in Deutschland mehr als dreimal so viele Menschen als durch Verkehrsunfälle. Im Jahr 2020 nahmen sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 9.206 Menschen das Leben. Das sind mehr als 25 Personen jeden Tag.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Suizide gestiegen, insgesamt jedoch sind sie rückläufig. Das – immerhin – ist die gute Nachricht. Denn im Jahr 1980 schieden zirka 50 Personen jeden Tag aus dem Leben.

Ursachen für Selbsttötungen

Wie groß müssen Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sein, den Schritt der Selbsttötung zu gehen? Psychische Erkrankungen wie Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen und Depressionen gehören zu den Hauptgründen für Suizide. So ging laut Studien bei etwa der Hälfte der betroffenen Menschen eine Depression voraus.

Das heißt nicht, dass immer eine psychische Erkrankung die Ursache ist. Das Fachnetzwerk Nationales Suizidpräventionsprogramm (NaSPro) weist darauf hin, dass "im Vergleich zum Durchschnitt der Gesamtbevölkerung bei Männern, älteren Menschen, Menschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung und jungen Frauen mit Migrationshintergrund ein erhöhtes Suizid-Risiko besteht." So sind zum Beispiel etwa 75 Prozent der Menschen, die sich das Leben nehmen, hierzulande Männer.

                           

               
  • Über 9.000 Menschen nehmen sich jedes Jahr in Deutschland das Leben.
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  • Das sind mehr als 25 Personen jeden Tag.
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  • Die Trauer der Angehörigen nach dem Suizid eines Nahestehenden findet kein Gehör.
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  • Mehr noch: Das ganze Thema Suizid wird oft totgeschwiegen.
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  • Geschwister, Eltern, Lebenspartner fühlen sich dadurch geradezu stigmatisiert.
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Suizid und die Trauernden: Das verdrängte Thema

Etwa 60.000 Menschen müssen jedes Jahr allein in Deutschland den Verlust eines Menschen aus ihrem sozialen Umfeld verkraften. Denn nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind im Schnitt mindestens sechs Personen von jedem Suizid betroffen.  

Doch noch immer wird viel zu wenig über das Thema gesprochen. Auch aus diesem Grund wurde bereits 2003 der Welttag der Suizid-Prävention das erste Mal veranstaltet. In den Medien wird über diese tragischen Ereignisse kaum berichtet, um den so genannten Werther-Effekt zu verhindern. Dabei geht man davon aus, dass sich mit der Berichterstattung über Suizide die Zahl der Suizide erhöht.

Hintergrund: Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther", in dem der Protagonist sich wegen seiner hoffnungslosen Liebe das Leben nimmt, soll einen realen Nachahmungseffekt hervorgerufen haben.

Eine junge Frau mit einem grauen Kapuzenpullover steht trautig an einem Geländer. Ihr Arme sind auf der Brüstung aufgestützt.
       Wie groß muss die Verzweiflung der Menschen sein, die diesen Schritt gehen? Nach jedem Suizid bleiben zudem im Schnitt mindestens sechs Trauernde zurück.        © Foto: AdobeStock_Antonioguillem  

Trauer nach Suizid: Totschweigen hilft nicht weiter

Doch bei den trauernden Angehörigen ist totschweigen keine gute Strategie. Diese Sprachlosigkeit und das Umschiffen des Themas hilft bei ihrer Trauerarbeit nicht weiter. Denn es führt dazu, dass sich betroffene Zugehörige allein, einsam und völlig isoliert fühlen.

Es ist paradox: Kaum jemand im Umfeld spricht direkt mit ihnen darüber. Dabei haben doch alle von dem Suizid erfahren und reden untereinander sehr wohl davon. Aber leider „hinter vorgehaltener Hand“.

Spekulationen, Gerüchte, Halbwahrheiten

Und nicht selten führt bei ihnen die Suche nach einer Erklärung dazu, dass Spekulationen, Gerüchte und Halbwahrheiten in die Welt gesetzt werden. Die Folge: Geschwister, Eltern, Lebenspartner fühlen sich geradezu stigmatisiert.

Viel besser ist es, über den Verlust offen sprechen zu können. Und im besten Fall gemeinsam mit anderen zu trauern und die Gefühle bewusst miteinander zu teilen.

Was viele Betroffene nicht wissen: „Der Trauerprozess kann nach einem Suizid erschwert sein und mehrere Jahre dauern“, heißt es beim Fachnetzwerk NaSPro.               

An der Rinde eines Baumes hängt ein weißer Zettel. Darauf steht in schwarzer Schrift das Wort Warum?. Dazu zieht man ein schwarzes Todeskreuz gezeichnet.
 Quälende Fragen zermürben die Trauernden: Der Trauerprozess von Angehörigen nach einem Suizidfall kann sehr schwierig sein. Doch es gibt einen Ausweg …        © Foto: AdobeStock_WoGi

Suizid: Was sich trauernde Angehörige wünschen

Stefanie Leister, Trauerbegleiterin und nach dem Suizid ihrer Schwester selbst betroffen, hat andere betroffene Geschwister gefragt, was sie sich im Umgang mit ihnen wünschen.

In einer Schriftenreihe für Agus (Angehörige um Suizid) schreibt sie in dem Beitrag „Trauer erwachsener Geschwister nach Suizid von Bruder oder Schwester“ über Antworten, die sie bekommen hat.

Tuscheln hinter dem Rücken …

Da heißt es zum Beispiel: „Ich finde es immer schön, wenn man mit dem Thema nicht umgehen würde wie mit einem über Generationen weitergegebenen Porzellangeschirr. Ich persönlich biete auch immer an, dass man mich ruhig direkt darauf ansprechen kann.

Oder: „Ich wünsche mir, dass man mich direkt anspricht und nicht hinter meinem Rücken tuschelt.“ Oder auch: „Ich wünsche mir, dass Freunde den Mut haben, den ersten Schritt zu machen und die Initiative ergreifen.“

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