Wir möchten die Geschichte von dem kaputten Krug mit euch teilen. Sie hat uns von TrostHelden sehr berührt. Es ist eine tröstende Geschichte auch über den Tod – für alle, die einsam und traurig nach dem Verlust eines Menschen sind und sich so gar nicht perfekt fühlen.
Der Krug nämlich hatte Risse, fühlte sich dadurch unvollkommen und unnütz. Er war traurig, dass er seine Arbeit nicht richtig leisten konnte und anderen nicht helfen und sie unterstützen konnte. Dabei hat er so viel Schönes bewirkt …
Ein indischer Wasserträger trug an einer Holzstange, die über seine Schultern gelegt war, zwei große Krüge. Einer der Krüge war rissig und verlor unterwegs meist die Hälfte des Wassers, während der andere bis zum Haus des Meisters nie einen Tropfen verlor.
So ging das etwa zwei Jahre lang. Während dieser Zeit lieferte der Wasserträger immer nur eineinhalb Krüge Wasser bei seinem Meister ab. Natürlich war der Krug ohne Risse stolz darauf, tagtäglich die gesamte Wassermenge zu transportieren, ohne zu versagen. Der kaputte Krug hingegen fühlte sich schlecht, weil er seine Aufgabe immer nur zur Hälfte erfüllen konnte.
Nach zwei Jahren, die für den kaputten Krug daher schwierig waren, sagte der Krug zum Wasserträger, als er ihn gerade mit Wasser füllte: „Ich schäme mich so und bitte dich, mir zu vergeben …“ „Aber wieso“, fragte der Wasserträger, "weshalb schämst du dich?“
„Seit zwei Jahren transportiere ich nur die Hälfte des Wassers bis zum Meister. Und das alles wegen dieses Risses, der das Wasser durchsickern lässt. Wegen mir kannst du trotz großer Anstrengung immer nur einen Teil des geforderten Wassers abliefern und bekommst deshalb nicht die verdiente Anerkennung für deine Dienste“, erklärte der kaputte Krug.
Gerührt über dieses Geständnis und voller Mitgefühl für den Krug antwortete der Wasserträger: „Ich möchte dich nun um etwas bitten. Gleich nachher, wenn wir uns auf den Rückweg zum Meister machen, möchte ich, dass du die Blumen entlang des Weges betrachtest …“
Tatsächlich war der ganze Weg den Hügel hinauf mit Blumen gesäumt, die im Sonnenlicht wunderbar leuchteten. Dieser Anblick war Balsam für die Seele des Kruges. Aber am Ende des Weges überkam ihn wieder große Traurigkeit: Er hatte erneut die Hälfte des Wassers unterwegs verloren!
Da sagte der Träger zum Krug: „Ist dir nicht aufgefallen, dass all die wunderbaren Blumen nur auf deiner Seite des Weges blühen – und dort, wo ich den intakten Krug trage, kaum welche wachsen? Ich wusste schon lange, dass du einen Teil des Wassers verlierst und habe daraus einen Nutzen gezogen. Ich habe Blumensamen auf deiner Seite des Weges gesät. Und jeden Tag gießt du diese mit deinem kostbaren Wasser. Dank dir konnte ich in den letzten zwei Jahren wunderschöne Blumen pflücken, welche den Tisch des Meisters schmücken. Ohne dich hätte ich nie solch frische, schöne und bunte Blumen finden können."
Erst jetzt hatte der Krug begriffen, dass auch er – auf seine Weise – etwas zum Glück der Welt beitrug. Aus Indien
Manchmal, wenn man sehr traurig nach dem Tod eines geliebten Menschen ist, ist es gut zu denken: Wir können unperfekt sein und "Risse" haben. Liebenswert und wertvoll sind wir trotzdem – und können so viel Gutes bewirken.
Kennst du die japanische Handwerkstechnik Kinsugi? Dabei werden zerbrochene Gefäße mit goldenen oder silbernen "Nähten" kunstvoll repariert. So entsteht aus Scherben etwas Neues und ganz Einzigartiges. Etwas, was noch wertvoller ist als das ursprüngliche Objekt. Wegen der Risse!
Denn: Die Risse sind kein Makel. Wir alle haben Risse in unserem Leben. Der Tod eines Menschen, der uns nahe steht, reißt ein riesiges Loch. Wir sind voller Trauer, fühlen uns einsam, traurig. Wenn wir jedoch versuchen, uns der Situation zu stellen und trotz der Scherben nach vorne zu blicken, auf eine positive Zukunft, können wir wachsen und uns besser fühlen.
Die Narben bleiben. Die Trauer bleibt. Aber sie verändert sich. Schmerzhafte Erfahrungen können uns reifen lassen. Die tröstenden Geschichten über den Tod zeigen das. Und wir können andere Trauernde besser in ihrer speziellen Lebenssituation verstehen.
Bei TrostHelden, dem besonderen Trauerforum, kannst du dich mit anderen Betroffenen auf Augenhöhe austauschen. Denn bei TrostHelden findest du Menschen, die einen ähnlichen Schicksalsschlag erlebt haben. Als Trauerfreund:innen könnt ihr euch gegenseitig unterstützen. Gemeinsam könnt ihr einen neuen Weg in eurer Trauerarbeit – und zur Heilung gehen.
Manchmal, wenn man sehr traurig ist, ist es gut zu denken: Wir können unperfekt sein und "Risse" im Leben haben. Liebenswert und wertvoll sind wir trotzdem. Mehr noch: Schmerzhafte Erfahrungen lassen uns oft sensibler werden. Feinfühliger auch für die Empfindungen anderer.
Denn mit den traurigen Erlebnissen gehen häufig auch Reife und tiefes Verständnis für andere Trauernde einher, die einen innigen Austausch erst ermöglichen. Und die uns letztlich helfen, mit der Trauer zu leben und sie in unser Leben zu integrieren.
Wir vermitteln Trauerfreundschaften, damit sich Trauernde wie du gegenseitig finden und helfen können
Trauerfreund⁚in finden